Kaffee - braunes Gold

04. September 2021 | Geschichte

Verfasser: Werner Lüthi, Burgdorf

Erstmals wird Kaffee um 900 n. Chr. in der Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens erwähnt. Der Legende nach entdeckte ein Hirtenjunge die Kaffeepflanze, weil seine Ziegen nach dem Verzehr der roten Kaffeekirschen lebhaft herumsprangen. Die Blätter und die getrockneten Kirschen wurden ähnlich wie Tee in heissem Wasser aufgegossen und getrunken. Später priesen Mönche den Aufguss als Geschenk Gottes, weil er ihnen half, während des Gebets wach zu bleiben.

Über die arabische Welt gelangte das braune Gold ins Osmanische Reich. Im 16. Jahrhundert öffneten in Istanbul die ersten Kaffeehäuser. Die Zubereitung des Kaffees entsprach dabei bereits mehr der heutigen Form. Die rohen, trockenen Samen wurden geröstet, fein gemahlen und in Wasser mehrfach aufgekocht.

Venezianische Kaufleute brachten die ersten Kaffeesäcke anfangs des 17. Jahrhunderts nach Westeuropa. Holländische und englische Seefahrer verbreiteten die Pflanze dann in ihren Kolonien auf der ganzen Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts Brasilien der grösste Kaffeeproduzent der Welt war. Heute kommt fast die gesamte Produktion des braunen Goldes aus Zentralamerika, Brasilien und den Tropengebieten Südamerikas.

 

Braunes Gold in Pulverform

Instant-Kaffee oder löslicher Kaffee wurde erstmals 1881 vom Franzosen Alphonse Allais erfunden. Aber erst 1938 legte das Schweizer Unternehmen Nestlé mit seinem Produkt Nescafé den Grundstein für die industrielle Herstellung.

1929 beauftragte Nestlé den Burgdorfer Max Morgenthaler, eine Methode zu entwickeln, mit der Aroma und Geschmack in einem löslichen Kaffee-Extrakt konserviert werden können. Nach vier Jahren Forschung stoppte Nestlé das Projekt. Morgenthaler forschte aber privat weiter und präsentierte 1936 ein funktionierendes Verfahren zur Herstellung von löslichem Kaffee. Das Produkt wurde auf seinen Namen patentiert und 1938 von Nestlé unter dem Namen «Nescafé» lanciert.

Max Morgenthaler erhielt dafür 1940 die Goldene Verdienstmedaille der Firma und die Prokura. Wegen Differenzen über die Qualitätssicherung des Produkts «Nescafé» wurde er aber 1955 vorzeitig entlassen.

Vom braunen Gold zu «Nescafé Gold»

Nachdem ab den 1950er-Jahren Kaffee für viele erschwinglich wurde, machte sich die Konsumindustrie das Wort Gold zunutze. Jacobs Kaffee führte eine gold/gelb-schwarze Verpackung ein, die zu der Zeit sehr modern und hochwertig aussah, und beim Onko Bohnenkaffee kam die Zusatzbezeichnung Gold hinzu. Gold wertet den Inhalt auf und steigert die Exklusivität eines Produktes. So brachte 1965 die Firma Nestlé unter der Marke «Nescafé Gold» den ersten gefriergetrockneten, löslichen Kaffee auf den Markt. Ein revolutionäres Verfahren, wie Nestlé in seiner Werbung schreibt. Die Vorteile der Gefriertrocknung liegen darin, dass der frische und reine Geschmack und das volle Aroma weitestgehend erhalten bleiben.

Vom grünen zum braunen Gold

Die Früchte der Kaffeepflanze sind rote, kirschenähnliche Steinfrüchte mit meist zwei Steinkernen. Diese grünlichen Steinkerne sind die eigentlichen «Kaffeebohnen».

Normalerweise wird Kaffee in Form von grünen Bohnen exportiert, die dann erst an ihrem Zielort in Röstereien zum braunen Gold geröstet werden.

Die Bezeichnung Gold hat bis heute bei zahlreichen Kaffeemarken Einzug gehalten. Der Begriff braunes Gold ist aber nicht nur für Kaffee zu finden, es steht auch für Kakao und Schokolade.

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